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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 297

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
297 für den Gegner. An demselben Abend, wo die Ordre dazu ergangen war, erklärte der preußische Minister dem österreichischen Gesandten: „Die Mobilisierung sei nur zur Beruhigung der öffentlichen Meinung beschlossen." Damit wußte dieser genug. Der preußische Kommandierende in Kurhessen, Graf von der Grüben, hatte mit der Anzeige von dem Mobilifieruugsbefchluß zugleich die Weisung erhalten, „nur nach militärischen Rücksichten zu verfahren". Aber schon am 8. November ging ihm der weitere Befehl zu, zurückzugehen und „nur die Etappeu-straßen zu besetzen". Preußen hatte vertragsmäßig gewisse Etappenstraßen durch Kurhessen nach seinen westlichen Provinzen. An eben diesem 8. November waren die beiderseitigen Truppen einander bei dem Örtchen Bronzell in Sicht gekommen, ©in schwacher Zusammenstoß war erfolgt; durch einen Schuß war der Schimmel eines preußischen Trompeters getötet worden. Infolge jenes Befehls mußte Graf von der Grüben das Gefecht abbrechen, mußte sich vor den Bayern und Österreichern zurückziehen. Am 9. November ging die Antwort des Wiener Kabinetts auf die preußische Note vom 3. November ein. Fürst Schwarzenberg verlangte Auflösung der Union, Anerkennung des Bundestages, Räumung Kurhessens. Bei Verweigerung auch nur eines dieser Punkte sollte der Gesandte in Berlin, Herr von Prokesch, sofort feine Pässe fordern. Schon am 10. November gestand Herr von Mantenffel alle biefe Forderungen teils unbedingt, teils unter nichtsbedeutenden Verklausulierungen zu. Am 15. November eröffnete im Namen der Regierung Herr von Bülow dem Fürstenkollegium: „Preußen habe auf Österreichs Verlangen erklärt, es werde die Verfassung vom 26. Mai 1849 nicht ins Leben führen, und betrachtete dieselbe seinerseits als vollständig aufgehoben." Mit tiefem Unmut vernahmen die noch fest zur Union haltenden Regierungen diese Erklärung; allein was halsen ihre Proteste? Tie Union war thatsächlich aufgelöst. Fürst Schwarzenberg erklärte sich in einer Note vom 15. November (als Antwort auf die preußische vom 10. November) durch die Auflösung der Union befriedigt, forderte aber nun weiter die ungesäumte Räumung Kurhessens. Und als Herr von Manteuffel zögerte, wenigstens Bürgschaften zur Sicherung Preußens verlangte, stellte Herr von Prokesch ihm am 24. No-

2. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 162

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
162 zuschlagenden Arm, in Gneisenau nur den kombinierenden Kops zu sehen, denn es hat jenem so wenig an der treffenden Schärfe, das Richtige zu erkennen, gefehlt, wie diesem an der frischen, zugreifenden Thatkraft. War es schon ein nicht geringes Verdienst, dem Gedanken und Willen Blüchers die höhere geistige <5orm zu geben, so erscheint es doch noch als eine viel seltenere Gabe, der unerschöpflichen Thatenlnst des Heldengreifes in immer neuen, fruchtbare» Kombinationen so zu genügen, wie es Gneisenau that. Wir haben eine Reihe von Briefen und Aufzeichnungen in Händen gehabt, die er 1813—1815 im Hauptquartier, im Biwak, in durchwachten Nächten, nach heißen Schlachttagen, auf dem Marsch, dem Rückzug, der Verfolgung schrieb; sie geben erit die rechte Vorstellung von dem Reichtum, der Unerschöps-lichkeit, der klassischen Präcision und Klarheit dieses Kopses. Was er da oft in drängender Eile auf einem zerknitterten Blatt Papier aufgezeichnet hat, steht durch die zutreffende Schärfe des Inhalts, die Deutlichkeit und nngefnchte Eleganz der Darstellung ebenso einzig da wie durch die prägnante Kürze des Ausdrucks lind die äußere Schönheit und Zierlichkeit seiner Handschrift. Aus allen diesen Blättern spricht ein genialer, vielseitiger Geist, der auch der Form vollkommen Meister ist. Wahrhaft groß tritt einem aber überall der eine Zug entgegen: wie ihn die physischen Mühen nicht erschöpfen, so übt auch Mißgunst und Verkennung, die ihm in reichem Maße zu teil ward, niemals einen niederbeugenden Einfluß auf ihn. Er ist immer mitten in der großen -Lache; das Persönliche tritt daneben ganz zurück, und mit antiker Selbstverleugnung spricht er wohl bei dem Besten, was er thut, den Wunsch aus, seinen Namen nicht genannt zu hören, damit daran Vorurteil und Mißgunst nicht Anlaß nähmen, es die gute Sache entgelten zu lassen. Von seiner ganzen Erscheinung hat uns Arndt aus unmittelbarer Kenntnis ein treffendes Bild entworfen. Sein imposantes ritterliches Wesen, in dem er stand und schritt wie ein geborner Held, seine feurige, geistvolle Art, seine angeborne reiche Gabe der Rede, sein Witz und sein geselliges Talent nnter-schiedeu ihn von dem unscheinbaren, stillen Scharnhorst, dem die Natur diesen äußeren Glanz der Erscheinung versagt hatte. Aber eben diese stolze Schönheit seines Wesens hat wohl auch dazu beigetragen, ihm leichter Neider und Hasser zu erwecken. Und doch rühmten alle diejenigen, die ihm näher kamen, zugleich

3. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 272

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
272 Spitze abgebrochen wurde. Doch war die freudige, befriedigte Stimmung in der ersten Zeit weitaus die überwiegende. Dem Könige wurden jubelnde Hochs gebracht, und sie wiederholten sich, als der König auf dem Balkon des Schlosses erschien und, sichtlich tief bewegt, für diese Huldigung dankte. Aber die einmal in so lebhafte Bewegung versetzte, aus so verschiedenartigen Elementen bestehende Menge war nicht so leicht wieder in das gewohnte Geleise alltäglicher Ruhe und Ordnung zurück zu bringen. Schon in den vorhergehenden Tagen hatte es vielfachen Unmut, auch unter dem ruhigeren Teile der Bevölkerung, erregt, daß den Bürgern Berlins ihr „altes Recht" — so sahen sie es an — des freien Durchgangs durch das Schloß verkümmert war durch die Verwandlung des Schloßhofes in eine Art von Militärkaserne. Infanterie und Kavallerie hatten hier biwakiert, und unglücklicherweise meist solche Truppenteile, die von auswärts, von Potsdam u. s. w. herbeigezogen worden, also den Berlinern fremd waren. Eben diesen Truppenteilen schob man die hauptsächliche Schuld der Verwundungen und Tötungen zu, die bei den Zusammenstößen in den letzten Tagen vorgekommen waren. Jetzt nun, wo der König selbst durch seine freiwilligen Zugeständnisse gleichsam Frieden geschlossen hatte mit seinem Volke, jetzt fand man es unerträglich, daß noch immer die Wohnung und die Person des Königs gegen die Annäherung der Bürger abgesperrt sei, als bestehe zwischen ihm und ihnen ein Kriegszustand. Es wurden Rufe laut: „Das Militär solle zurückgezogen, das Schloß solle geöffnet werden!" Dieser Stimmung suchten solche, die es weniger loyal meinten, durch Andrängen gegen die Wachen thätlichen Nachdruck zu geben. Dadurch fühlte sich aber das militärische Ehrgefühl der Offiziere verletzt; auch mochten manche in der Umgebung des Königs Besorgnisse hegen vor einem gewaltsamen Eindringen des Volkes in die obern Räume des Schlosses und bis zum Könige selbst. Genug, dem Andrängen von außen begegnete ein Vorrücken des Militärs gegen die Menge, um sie zurückzuhalten. Ob dabei von der Infanterie mit dem Bajonette, von der Kavallerie mit der blanken Waffe vorgegangen, von letzterer eingehalten worden ist, darüber lauten die Berichte verschieden, und die Wahrheit ist noch heut mit Sicherheit nicht ermittelt. Erzählt ward, daß der General von Psuel, der das Kommando im Schlosse gehabt, und der wegen seines humanen

4. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 20

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
20 wo sie fehlten; man müßte entweder alle Schulen eingehen lassen ober den Orden beibehalten, dessen Stiftungen die Unkosten bestreiten können, da sie im Gegenteil nicht ausreichen würden znr Besoldung auch nur der Halste der Professoren, salls diese dem Orden nicht angehörten. Ferner wurden die für das Pfarramt bestimmten Theologen von den Jesuiten auf den Universitäten gebildet; wollte man nun den Orden unterdrücken, dann würden die Universitäten kaum bestehen können, imb die Pfarreien müßten entweber mit unwissenden oder nur halbgebildeten Geistlichen besetzt werden, ober man wäre genötigt, die Schlesier nach Böhmen zu schicken, um bort Theologie zu studieren, was den Grundsätzen einer klugen Staatsverfassung entgegenläuft." Die „Hydra des Papsttums" hätte er noch als Greis (1780) am liebsten zerschmettert; aber sein klarer Geist erkannte boch, daß „Weber er noch artbere den Glückstag seiner Vernichtung sehen" würden (an d'alembert 6. Januar 1775). — Die Inben ließ er in ihrem Glauben ungekränkt und bediente sich ihrer, wenn er sie bedurfte; aber er gewährte ihnen nicht Gleichberechtigung mit den christlichen Bekenntnissen, weil er sie als eine fremde Nation ansah. Ein besonderes „Reglement" beschränkte den Bereich ihrer Rechte. Den Philosophen M o s e s Mendelssohn, den Bekannten und Mitarbeiter Lessings, strich er eigenhändig von der Liste der zu Mitglieberu der Akademie der Wissenschaften vorgeschlagenen Gelehrten. Die vielgepriesene imb bnrch Anekboten belegte Freiheit der Presse war in Wirklichkeit boch bebingt. Friedrich hielt mit Recht dafür, daß der Mißbrauch durch „zurückhaltende Zwangsmittel", wie sie die Censur übe, verhindert werden müsse. „Alles, was gegen die allgemeine Sicherheit und das Wohl der Gesellschaft" verstoße, mußte unterdrückt werden. Aber gar manche Stimmen klagten insgeheim über den herrschenden Druck. Der Kunsthistoriker Wiuckelmann schrieb ant 15. Januar 1763 z. B. in einem Briefe: „Auf Preußen drückt der größte Despotismus, der je gedacht ist. ... Es schaudert mich die Haut vom Wirbel bis zur Zehe, wenn ich an den preußischen Despotismus und au den Schinder der Völker denke, welcher das von der Natur selbst vermaledeiete und mit libyschem Sande bedeckte Land zum Abscheu der Meuscheu machen rntb mit ewigem Fluche belegen wirb. Meglio farsi Tu reo circonciso che Prussiano.“ Und ähnlich nr-

5. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 212

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
212 Planian erreicht hatte, sah er auf den jenseitigen Bergzügen miss neue die feindliche Arinee vor sich, die ihn, zum Kampfe bereit, in der vorteilhaftesten Stellung erwartete. Friedrich rückte nun weiter auf der Straße gegen Kollin vor, um deu Puukt ausfindig zu machen, auf welchem der Feind anzugreifen wäre. Um 10 Uhr erreichte man ein ans der Straße gelegenes Wirtshaus, dessen obere Fenster einen vollkommenen Überblick über die Stellung der Österreicher verstatteten. Hier entwarf Friedrich den Plan zur Schlacht. Der linke Flügel der Feinde war durch tiefe Abhänge geschützt, auch das Mitteltreffen schien dem Angriffe bedeutende Schwierigkeiten entgegenzustellen; der rechte Flügel aber schien durch fein Hindernis des Bodens verteidigt. Auf diese Stelle beschloß Friedrich alle Kräfte zu konzentrieren; der Feind sollte hier umgangen und dann mit voller Macht von der Seite angefallen werden. Bis Mittag ließ Friedrich seine $nippen, die durch die Hitze des Tages und den Marsch bereits angegriffen waren, rasten; dann gab er daszzeichen zum Aufbruche. Aber der österreichische Feldherr bemerkte die Absicht Friedrichs und bemühte sich, seinen schwache» rechten Flügel zu verstärken. Der Vortrab der Preußen begann den Kamps. Tie Zietenschen Husaren, die Grenadiere, die den Vortrab ausmachten, fielen dem Feinde in die Seite und gewarnten ihm, trotz der heftigsten Gegenwehr, bedeutende Vorteile ab. Plötzlich — so heißt es in einem der Berichte über die Kolliuer Schlacht — änderte Friedrich selbst seinen Plan. Er befahl, daß der übrige Teil seiner Armee Halt machen, sofort aufmarschieren und daß die Infanterie des linken Flügels gerade von vorn den feindlichen Reihen entgegenrücken solle. Prinz Moritz von Dessau, der das Haupttreffen kommandierte, suchte ihn auf die Gefahr, der man sich hierbei aussetzen würde, aufmerksam zu machen. Der König blieb bei seinem Befehle; aber der Prinz wiederholte feine Einwendungen und sagte endlich, ohne seine Pflicht zu verletzen und ohne die schwerste Verantwortung auf sich zu laden, könne er diesem Befehle nicht genügen. Dieser Widerspruch reizte den Zorn des Königs; mit entblößtem Degen ritt er auf den Prinzen zu und fragte ihn mit drohender Stimme, ob er gehorchen wolle oder nicht. Der Prinz fügte sich, und seine Regimenter rückten gegeit den Feind. War es neuer düsterer Ungestüm, war es Trotz gegen das Schicksal, daß Friedrich von dem so weise überlegten Plane abging? Und dennoch schien er dem Heldenmute und der Tapferkeit seiner Krieger nicht zu viel zugemutet zu haben. Sie drangen trotz des schmetternden Geschützfeuers gegen die Reihen der Österreicher empor, sie vereinigten sich mit den Regimentern des Vortrabes und warfen mit diesen vereint eine furchtbare feindliche Batterie. Der rechte Flügel des Feindes wankte, der Sieg schien sich aus die Seite der Preußen zu neigen; schon ließ Daun auf einem mit Bleistift geschriebenen Zettel den Befehl zum Rückzüge durch feine Armee laufen. Doch eilt er von feinen Oberoffizieren bemerkte zur rechten Zeit, daß die Schlacht sich wiederum günstiger gestalte, und hielt den Zettel an. Denn jetzt hatte sich

6. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 43

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
43 seinem Schein, er wünschte aufs dringendste, dieses Gegners mit Rhein ledig zu werden. So erfolgte der Einfall der Schweden in die Mark. Wohl waren sie anfänglich mit Mäßigung aufgetreten: nicht Krieg gelte es, sondern nur einen freundschaftlichen Druck auf den Kurfürsten auszuüben, um ihn zum Rücktritt von dem französischen Kriege zu bewegen; aber bald, da dieses Bemühen sich vergeblich zeigte, fiel die Masse; der Krieg zeigte sein wahres Antlitz, und plündernd und brandschatzend ergossen sich die Schweden über das unverteidigte Land; nur die größeren festen Plätze behaupteten sich vor ihnen. Im Mai 1675 drangen sie in das Havelland vor, die Kornkammer von Berlin, und fast bis vor die Thore der Hauptstadt schweiften die schwedischen Streifpartieen. Die ganze Linie der Havel von Havelberg bis nach Brandenburg wnrde besetzt; nach Norden hin deckte der Paß von Fehrbellin mit seiner Brücke über den kleinen Fluß Rhin, sowie die Pässe von Kremmen und Oranienburg die Verbindungslinie nach Pommern. Der Plan des schwedischen Reichsfeldherrn Wrangel war, von dort ans die Elbe zu überschreiten, in die Altmark vorzudringen und mit dem Herzog von Hannover sich zu vereinigen, der, gut sran-zösisch gesinnt, nur auf deu Vorwand harrte, sich ans die andere Seite hinüberzwingen zu lassen. Mitte Juni stand die schwedische Armee zum Aufbruch bereit in weitausgedehnter Linie längs der Havel, in den drei wichtigsten Havelpässen Havelberg, Rathenow und Brandenburg konzentriert. Wrangel befand sich in völliger Sicherheit; er glaubte den Kurfürsten noch in Franken in seinen Quartieren, die er im Winter bezogen hatte, oder nuf dem Marsche nach dem Rhein; einen Angriff hielt er für unmöglich. Da plötzlich trifft ihn die vernichtende Kunde, daß das Centrum seiner Aufstellung in Rathenow durchbrochen, ein Teil der Armee geschlagen und gefangen, der andere auf dem schleunigsten Rückzüge sei. Die Brandenburger standen siegreich mitten zwischen der auseinandergesprengten schwedischen Armee. Wie war dies gekommen? Auf die erste Nachricht von dein Einfalle der Schweden in der Mark war dem Kurfürsten sofort die ganze Bedeutung des Ereignisses und seiner möglichen Folgen vor die Seele getreten. „Das kann den Schweden Pommern kosten," war fein erstes Wort gewesen; jetzt konnte noch einmal die Gelegenheit sich bieten, mit dieseu Fremdlingen aus deutschem Boden Abrechnung zu halten und ihrer drückenden Herrschaft an den deutschen Ostseeküsten ein Ende zu bereiten. Und er beschloß, die Gelegenheit wahrzunehmen; es war ihm erwünscht, jetzt endlich mit gutem Recht sich losmachen zu können von dem vorn und hinten bespannten Karren eines deutschen Reichskrieges; es galt endlich einmal frei die Arme zu regen, nicht gehindert von zaudernden und widerstrebenden kaiserlichen Generälen, nicht mehr eingeengt von den politischen Nebengedanken und Gegenwirkungen des Reichsoberhauptes. Gegeu Ludwig Xiv. ging der Krieg auch an der Havel und am Rhin.

7. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 44

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
44 Ju aller Stille wurden die Vorbereitungen getroffen. In den letzten Tagen des Mai trat die Armee von Schweinfnrt ans den Zug nach Norden an. xsn raschen Märschen ward der Thüringerwald überschritten; das falsche Gerücht, daß die Schweden sich anschickten, Magdeburg zu belagern, spornte zur höchsten Eile; am 21. Juni wurde Magdeburg erreicht und hier die Gewißheit gewonnen, daß die schwedische Armee noch in ihren alten Stellungen sich be-sand, völlig ohne Ahnung des herannahenden Wetters. Mit beschleunigten Marschen ging es weiter, bei strömendem Regen, aus schlimmen Wegen; ant 2g. früh bei Morgengrauen wurde Rathenow erreicht und der Angriff sofort beschlossen. Durch eiue glückliche Kriegslist bemächtigte sich der Feldmarschall Derfflinger der wohlbewachten Havelbrücke; dann allgemeines Vordringen in die Ltadt von allen Seiten; die schwedische Besatzung war völlig überrascht, wehrte sich noch anderthalb Stunden in hartnäckigem Straßenkampse; sie wurde teils niedergemacht, teils gefangen; dann war der wichtige Posten in der Hand des Kurfürsten. Hiermit waren der rechte und der linse Flügel der schwedischen Armee, in Havelberg und in Brandenburg, auseinandergerissen. Ohne Verbindung miteinander und ohne Kenntnis von der Stärke des Kurfürsten mußten sie beide danach streben, so schnell als möglich den Rückzug gegen deu Rhin hin zu gewinnen, um über einen der dortigen Pässe zu kommen und hinter dieser Linie sich wieder zu vereinigen. Aber eben dies gedachte ihnen der Kurfürst zu vereiteln, ^eiit Kriegsplan ging dahin, den Feind solange als möglich in dem Winkel zwischen Havel und Rhin festzuhalten, die Pässe nach Norden hin ihm zu verlegen und dann mit der inzwischen herangekommenen Hauptmasse seiner Armee ihn in der geschlossenen Falle zu erdrücken. Schleunigst wurden unter landeskundigen Führern auf geheimen und schwierigen Wegen einzelne Abteilungen vorausgesandt, um die Rhinpässe zu zerstören oder zu besetzen; die Brücke in yehrbellin wurde verbrannt, die Pässe von Kremmen und Oranienburg besetzt; aber man hatte fast nur Reiterei zur Verfügung, da die Masse des Fußvolks noch ziemlich weit aus dem Marsche von Magdeburg her zurück war, und so konnte die Linie nicht vollständig geschlossen werden. Vor allem aber galt es, dem Feinde an den Fersen zu bleiben. Wrangel hatte aus die Kunde von dem yrille Rathenows sich von Brandenburg her, wo er mit seiner Hauptmacht stand, sofort gegen den Rhin auf Fehrbellin in Bewegung gesetzt. Am 2(). x\uui trat der Kurfürst die Verfolgung an. Aber die Schweden hatten einen zu großen Vorsprung, als daß er sie noch hätte abschneiden können, bei Nauen hatten die braudeuburgischeu Reiter ein siegreiches Gefecht mit der schwedischen Nachhut; aber den leicht zu verteidigenden, wohlbefetzten Paß von Nauen gewannen die Schweden glücklich und damit eine kostbare Zeit für die Fortsetzung ihres Rückzuges. Sobald ihn die Schweden geräumt hatten, noch in der Nacht des 27. Juni stürmte ihnen die braudeuburgische Avantgarde unter dem Landgrafen Friedrich von Hessen - Homburg nach. Um 6 Uhr

8. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 106

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
106 die Feinde vorgingen, und wie hartnäckig sie standhielten, beweist, daß sie bei einem einzigen Ausfalle einst 300 Mann verloren. Die Belagerer mußten gegen ein anrückendes Ersatzheer auf der Hut sein und zur Abwehr desselben mehrmals beträchtliche Detachements entsenden. Es lähmte dies die Energie ihres Angriffs nicht wenig. Dazu kam noch iu den ersten Tagen des September ein Streit zwischen Schöning und Barfuß, infolgedessen jener des Kommandos entbunden wurde und die brandenbnrgischen Dienste verließ. Diese unerquickliche Angelegenheit hielt das gesamte Hauptquartier in solcher Aufregung, daß keine rechte Lnst zu ernsthaften Aktionen aufkommen wollte. Erst Mitte September wurde es anders. Schon war Mainz gefallen; bei der ersten Nachricht von der glücklichen Eroberung dieser Stadt schoß man im Lager vor Bonn Viktoria, die Kanonen scharf geladen und nach der Stadt gerichtet. Unter dem Herzoge von Lothringen trafen dann einige taufend Mann Hilfsvölker ein, Kaiserliche, Hessen und Lüneburger. Nun wurde die Zahl der Batterieen ansehnlich vermehrt, mit den Laufgräben bis dicht an die Wälle vorgerückt und Tag und Nacht die Festung beschossen. Am Ende des Monats war alles zum Sturme fertig. Am 29. September alten oder 9. Oktober neuen Stils sollte dieser gewagt, werden. Lauge schon hielten sich ein diesem Tage die Sturmkolonnen in den Laufgräben bereit. Doch verging Stunde auf Stunde, ehe der Befehl zum Angriffe kam. Die Belagerten, welche einige Kunde von dem hatten, was ihnen bevorstand, glaubten, für diesen Tag nichts mehr befürchten zu müssen. Bereits neigte sich die Sonne zum Untergänge, da begab sich Friedrich in die bei Poppelsdors errichtete Batterie. Von hier aus wollte er die Attaque beobachten. Durch glänzende Verheißungen hatte er den Mut feiner Streiter erhöht, den Offizieren, welche fallen würden, für ihre Witwen eine reichliche Pension und jedem Unteroffizier 8 Thaler, dem Gemeinen 4 Thaler zugesagt. Es war 5 Uhr abends geworden; da ließ Friedrich -durch drei Kanonen-schlüge der Poppelsdorfer Batterie das Zeichen zum Beginne des Sturmes geben. Sofort sprangen die Soldaten aus den Laufgräben und rückten gegen die Pallisaden vor, während die Geschütze ein verheerendes Feuer auf die Wälle eröffneten. Die Feinde setzten sich tapfer zur Wehr, mußten aber weichen. Als die Pallisaden genommen waren, ging es gegen den Hauptwall. Diesen auch zu stürmen, verbot der Kurfürst, um die bisherigen Erfolge nicht zu gefährden. Die gewonnenen Positionen wurden stark befestigt. Auf beiden Seiten war mit äußerster Tapferkeit gekämpft worden und dem entsprechend auch der Verlust hüben und drüben bedeutend. Von den Verbündeten hatten die Brandenburger allein an Toten 15 Offiziere und 238 Soldaten; 61 Offiziere und 647 Soldaten waren verwundet worden. Zu den schwer Blessierten in der Festung gehörte der Kommandant, der Marquis von Asfeld. Die Seinen zweifelten daran, die Verteidigung noch mit Erfolg fortsetzen zu können. Die Besatzung, welche anfangs ans 8000 Mann bestand, soll damals nur noch 1500 gezählt

9. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 228

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
228 Am 23. August ward der Übergang über den Fluß bewerkstelligt und der Feind nun im weiten Bogen umgangen. Das ganze Heer ward über die Greuelscenen, die sich hier überall den Augen darboten, zur leidenschaftlichsten Rache entstammt. Man sah nichts als brennende oder eingeäscherte Dörfer; in den Schlupfwinkeln der Wälder lagen die elenden Bewohner, denen der Feind auch das Letzte, was sie an Nahrungsmitteln besaßen, genommen hatte. Willig gaben ihnen die menschenfreundlichen Soldaten das Brot, das sie mit sich trugen; dafür trugen ihnen die Bauern Wasser zu, ihren Durst in der brennenden Hitze zu löschen; auch fand man an vielen Orten vorsorglich große Gefäße, selbst Sturmfässer mit Wasser zu diesem Behufe auf die Straße gestellt. Am Morgen des 25. August hatte Friedrich das rassische Heer so weit umgangen, daß er dasselbe von der vorteilhaftesten Seite angreifen konnte. Eine gedehnte Ebene verstattete ihm einen freien Angriff, während im Rücken und zur Seite des Feindes sich sumpfige Niederungen und ein kleiner Nebenfluß der Oder befanden. Die Brücken über den letzteren hatte Friedrich abbrechen lassen, da er dem Feinde allen Rückzug abschueideu wollte; er gedachte das ganze feindliche Heer zu vernichten und fo mit einem Schlage eine blutige Entscheidung zu erzwingen. Denn freilich durfte er hier nicht lange säumen, da er erwarten konnte, daß die Österreicher seine Abwesenheit bald zu gefährlichen Unternehmungen benutzen würden. Darum hatte er auch die feindliche Bagage, die in einer Wagenburg abgesondert zur Seite stand und durch ihn bereits vou der Hauptarmee abgeschnitten war, nicht, was ohne Mühe hätte geschehen können, angegriffen; ohne bedeutenderes Blutvergießen hätte er hierdurch den Feind nötigen können, ein Land zu verlafsen, in dem er sich nicht zu halten vermochte. Aber die Vollendung dieses Unternehmens hätte Wochen erfordert. Die preußische Armee bestand ans 32 760 Mann, die der Russen aus ungefähr 52 000 Mann. Die letztere hatte sich, als Friedrich heranrückte, in einem ungeheueren länglichen Viereck, Reiterei, Troß und Reserve in der Mitte, aufgestellt. Eine solche Ausstellung hatte sich in den Türkenkriegen, gegen die regellosen Angriffe eines wilben Feinbes, bewährt; gegen eine europäisch -discipliuierte Armee war sie wenig zweckmäßig. Friedrich entschloß sich, mit seinem linken Flügel gegen die ungefüge Last des feinblichen Heeres vorzurücken, die rechte Ecke besselben mit gewaltigem Stoße zu zerschmettern und von hieraus Verwirrung und Niederlage über seine dichtgedrängten Glieder zu verbreiten. Zwischen beiden Heeren lag das Dors Zorndorf. Umherschwärmende Kosakenscharen hatten dasselbe in Brand gesteckt; aber der Ranch trieb den Russen entgegen und verhinderte sie, die Ausstellung des Gegners zu beobachten. Um 9 Uhr begann der Angriff. Die Avantgarde und der linke Flügel der preußischen Armee rückte gegen die rechte Seite des russischen Heeres vor, welche durch eine sumpfige Niederung von der Hauptarmee abgetrennt war. Das Geschütz begann sein furchtbares Spiel und wütete auf eine unerhörte

10. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 233

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
233 die Niederlage der Feinde an allen Orten vollendet wäre, denselben angreifen. Es befanden sich auch bei dem Vortrab freiwillige Grenadiere, die hinter den Kürassieren aufsaßen, vor dein preußischen Lager aber von den Pferden sprangen, sich in Hansen formierten und so vorwärtsdrangen. Die Zelte blieben im österreichischen Lager stehen, und die gewöhnlichen Wachtfeuer wurden sorgfältig unterhalten. Eine Menge Arbeiter mußte die ganze Nacht durch Bäume zu einem Verhack fällen, wobei sie sangen und einander beständig zuriefen. Durch dies Getöse wollten sie die preußischen Vorposten hindern, den Marsch der Truppen wahrzunehmen. Die wachsamen preußischen Husaren aber entdeckten doch die Bewegungen des Feindes und gaben dem Könige sogleich Nachricht davon. Anfangs bezweifelte er die Bewegungen selbst; da aber die wiederholten Berichte sie bestätigten, so vermutete er jede andere Ursache derselben, nur keinen förmlichen Angriff. Seydlitz und Sieten befanden sich eben bei dem Könige und erschöpften ihre Beredsamkeit, seine Zweifel in diesen bedenklichen Augenblicken zu bekämpfen; sie brachten es anch dahin, daß Befehl an einige Brigaden geschickt wurde, aufzustehen, wobei mehrere Regimenter ihre Pferde satteln mußten. Dieser Befehl aber wurde gegen Morgen wieder aufgehoben, und der jetzt ganz unbesorgte Soldat überließ sich dem Schlas ohne alles Bedenken. Der Tag war noch nicht angebrochen, und im Dorfe Hochkirch schlug es fünf Uhr, als der Feind vor dem Lager erschien. Es kamen ganze Hansen auserwählter Soldaten bei den preußischen Vorposten an und meldeten sich als Überläufer. Ihre Anzahl wuchs so schnell und so stark, daß sie bald Vorposten und Feldwachen überwältigen konnten. Das österreichische Heer, in verschiedene Corps geteilt, folgte der Vorhut ans dem Fuße nach, und nun rückten sie kolonnenweise von allen Seiten in das preußische Lager ein. Viele Regimenter der königlichen Armee wurden erst durch ihre eigenen Kanonenkugeln ans dem Schlaf geschreckt; denn die anrückenden Feinde, die größtenteils ihr Geschütz zurückgelassen hatten, fanden auf den schnell eroberten Feldwachen und Batterie:: Kanonen und Munition, und mit diesen feuerten sie in das Lager der Preußen. Nie befand sich ein Heer braver Soldaten in einer schrecklicheren Lage, als die unter dem Schutze Friedrichs sorglos schlafenden Preußen, die nun auf einmal im Innersten ihres Lagers von einem mächtigen Feinde angegriffen und durch Feuer und Stahl zum Todesfchlaf geweckt wurden. Es war Nacht und die Verwirrung über allen Ausdruck. Welch ein Anblick für die Krieger, einem nächtlichen Schreckbilde ähnlich! Die Österreicher, gleichsam wie ans der Erde hervorgestiegen, mitten unter den Fahnen der Preußen, im Heiligtum ihres Lagers! Einige Hunderte wurden in ihren Zelten getötet, noch ehe sie die Augen öffnen konnten; andere liefen halb nackt zu ihren Waffen. Die wenigsten konnten sich ihrer eigenen bemächtigen; ein jeder ergriff das Gewehr, das ihm zuerst in die Hände siel, und flog damit in Reihe und Glied. Hier zeigten sich die Vorteile einer vortrefflichen Disciplin auf die auffallendste Weise. In
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